Käthe Loewenthal

(27. März 1878 in Berlin; † 1942 Deportation nach Izbica/Polen; für tot erklärt) war eine deutsche Malerin.

Käthe Loewenthal war Mitglied im „Hiddenseer Künstlerinnenbund“, welcher 1922 durch Henni Lehmann in der Blauen Scheune auf Hiddensee gegründet wurde.

Hiddensoer Künstlerinnenbund

Käthe Loewenthal, 1878 wurde sie in Berlin geboren. Sie stammte aus einem liberal gesinnten Elternhaus. Da ihre Eltern zwar jüdischer Abstammung waren, selbst jedoch nicht mehr der jüdischen Glaubensgemeinschaft angehörten, wuchs Käthe Loewenthal ohne Bindung an die jüdische Tradition auf. Ihr Vater genoß als Augenarzt und Hygieniker internationales Ansehen. Auf den vielen Reisen, die er ins Ausland unternahm, wurde er häufig von der Familie begleitet. So auch 1889 nach Bern in die Schweiz, wo sich Käthe Loewenthal als Zwölfjährige christlich taufen ließ und ihr Interesse für die moderne Kunst entwickelte.

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„Steilküste bei Kloster“ (Hiddensee)
Öl auf Malkarton

30,5 x 40,5 cm
um 1925
signiert u. l. „KL“
Preis auf Anfrage

Käthe Loewenthal

„Strand bei Vitte“
Öl auf Holz

28 x 45 cm
um 1925
signiert u. r. „KL“
Preis auf Anfrage

Literatur/Abbildung:

Ein Rucksack voller Farben” – Frauen und die Freiluftmalerei; Museum Moderner Kunst Wörlen – Passau; S. 95; [2014]

Käthe Loewenthal

„Blumenstillleben mit Pferdefigur“
Öl auf Malpappe

54,5 x 42 cm
datiert 1934
signiert m. r. „KL“
Preis auf Anfrage

Dieses Werk wurde von der Künstlerin – ein Jahr nach der Machtergreifung der Nazis 1933 – gemalt und auf 1934 datiert. Nachdem sie 1934 aus ihrer Wohnung und dem Atelier ausgewiesen wurde und offizielles Malverbot erhielt, konnte sie nicht einmal mehr im Verborgenen weitermalen. Dieses Hauptwerk ist daher – soweit bekannt – sicherlich eines der letzten Ölbilder der Künstlerin Käthe Loewenthal.

Ganz in der Nähe von Bern, im Berner Oberland, arbeitete zu dieser Zeit der Maler Ferdinand Hodler, dessen Werk in Bern großes Aufsehen erregt und auch heftige Kritik ausgelöst hatte. Vermutlich entdeckte Käthe Loewenthal Hodlers Werk auf Ausstellungen in Bern oder Genf. Jedenfalls müssen diese Bilder für sie sehr eindrucksvoll gewesen sein, denn nach ihrem Schulabschluß reiste sie 1895 wieder in die Schweiz, um ihr Kunststudium bei Ferdinand Hodler aufzunehmen. Diese Zeit wurde prägend für ihre Landschaftsmalerei.
Es folgten Stationen in Berlin und München, wo sie als freischaffende Künstlerin lebte und an zahlreichen Ausstellungen in Berlin, München und Hamburg teilnahm. Die Freundschaft zu einer Kollegin, Erna Raabe von Holzhausen, zog sie 1914 nach Stuttgart. Sie studierte bei Adolf Hölzel an der Stuttgarter Kunstakademie und konnte so auch ein Atelier im städtischen Atelierhaus in der Ameisenbergstraße 32 beziehen. Nachdem Hölzel im Winter 1918/1919 aus dem Lehramt entlassen wurde, nahm sie mit anderen Studenten Privatunterricht bei ihm.

Käthe Loewenthal
Käthe Loewenthal

„Dünenheide vor Vitte“
Ölkreide auf Pappe
28 x 30 cm
um 1925
signiert u. l. „KL“
Preis auf Anfrage

Literatur / Abbildung:

“Von der Lietzenburg zur Groot Partie – Architektur auf Hiddensee”; Verlag: Magas, Marion; (April 2016)

Doch von den Reformideen und der Revolutionsbegeisterung des Stuttgarter Hölzel-Kreises wurde Käthe Löwenthal nicht berührt. Ebensowenig mochte sie den Abstraktionsprozess in den Bildern Adolf Hölzels nachvollziehen. Sie blieb in ihren Bildern immer der Welt des Sichtbaren und Erkennbaren verbunden. Auch politisch hatte sie eher eine konservativ-bürgerliche Einstellung. Während sich viele Künstlerkollegen aus dem Hölzel-Kreis vom Krieg und der darauf folgenden Revolution 1918 eine Erneuerung von Kunst und Gesellschaft erhofften, empfand Käthe Loewenthal den Versailler Vertrag als „unverschuldete Erniedrigung“ des deutschen Volkes. Als „Wiedergutmachung“ widmete sie dem germanischen Helden Herrmann, dem Kaiser Karl, Kant und Beethoven 1919 eine Gedichtsammlung mit dem Titel „Dem Vaterlande“.
Doch sie vertrat nicht das Frauenbild des Bürgertuns. Sie hoffte auf eine Gesellschaft, in der ein Weib öffentlich und nach außen reden kann, von allem und vor allem und sie doch als Weib angesehen und respektiert wird und ihr Reden als das eines Menschen. Aus diesem Grund trat sie auch dem 1893 gegründeten Württembergischen Malerinnenverein bei, der die Anerkennung der Frau als Künstlerin durch-setzen wollte, deren künstlerische Tätigkeit um die Jahrhundertwende als „bloßes Dilettieren“ betrachtet wurde. Weiter war sie Mitglied des Stuttgarter Künstlerbundes und der Stuttgarter Sezession, an deren Ausstellungen sie teilnahm.

Käthe Loewenthal

„Am Schleißheimer Kanal bei Dachau“
Öl auf Holz
 40 x 60 cm
zw. 1904 – 1909
signiert u. l. „KL“
Preis auf Anfrage

Käthe Loewenthals dritter großer Lehrer war Adolf Hölzl, den sie in München kennen lernte, wo sie von 1904 bis 1909 lebte. Sie besuchte auch seine Kurse in Dachau. In München lässt sie sich als freie Malerin nieder und kann auch von den Bildverkäufen – vor allem dem Verkauf von Portraits – ihren Lebensunterhalt finanzieren.  Sein Einfluss findet sich vor allem in der Farb- und Lichtgestaltung, sowie der Aufteilung von Käthe Loewenthals Bildern wieder.

Zu den ersten Aktionen der Nazis nach der Machtergreifung 1933 gehörte die Auflösung und Gleichschaltung zahlkreicher Künstlervereinigungen. Um unter der Diktatur als Künstler arbeiten und ausstellen zu können, bedurfte es der Aufnahme in die Reichskammer für bildende Kunst. Aufgenommen wurden jedoch nur Künstler, die einen Ariernachweis vorlegen konnten und politisch genehm waren. So wurde die öffentliche Künstlerexistenz Käthe Loewenthals aufgrund ihrer jüdischen Herkunft vernichtet. Nachdem sie 1934 aus ihrer Wohnung und dem Atelier ausgewiesen wurde und offizielles Malverbot erhielt, konnte sie nicht einmal mehr im Verborgenen weitermalen.
Fluchtpläne in die Schweiz scheiterten. Von ihrer schwerkranken Freundin, Erna Raabe von Holzhausen, wurde sie angefleht, Deutschland und damit sie – nicht zu verlassen. Sie pflegte diese bis zu deren Tod im Jahr 1938.
Unterstützt wurde Käthe Loewenthal von ihrer Haushälterin, die sie mit Geld und Lebensmitteln versorgte. Unterstützt wurde sie auch von dem Malermeister Kämmerer, einem Freund verfemter Künstler wie Willi Baumeister und Oskar Schlemmer. Beide versteckten Bilder von Käthe Loewenthal in heimlichen Magazinen. Viele dieser Bilder wurden im Bombenkrieg zerstört, einige konnten jedoch gerettet werden und erinnern an ihr künstlerisches Werk.
Vom 27. November bis zum 1. Dezember 1941 musste sie zusammen mit eintausend württembergischen Juden auf dem Gelände der Reichsgartenschau auf dem Killesberg auf den Abtransport nach Osten warten. Vom Lager Weißenstein wurde sie 1942 ins Konzentrationslager Izbica deportiert. Dort verliert sich jede Spur von ihr.

Käthe Loewenthal

„Hochufer auf Hiddensee“
Gouache auf Papier
40 x 60 cm
ca. 1920 – 1930
signiert u. l. „KL“
Preis auf Anfrage

Literatur / Abbildung:
 
„Künstlerinnen der Moderne – Magda Langenstraß-Uhlig und ihre Zeit“; (Jutta Götzmann (Hg.), Anna Havemann (Hg.), Potsdam-Museum (Hg.) (2015)

Käthe Loewenthal

„Boote im Hafen von Vitte (Hiddensee)
Gouache auf Papier
14 x 18 cm
um 1925
signiert u. l. „KL“
Preis auf Anfrage

Literatur / Abbildung:  

 „Künstlerinnen der Moderne – Magda Langenstraß-Uhlig und ihre Zeit“;   (Jutta Götzmann (Hg.), Anna Havemann (Hg.), Potsdam-Museum (Hg.) (2015)

“Von der Lietzenburg zur Groot Partie – Architektur auf  Hiddensee”; Verlag: Magas, Marion; (April 2016)

Käthe Loewenthal

„Boddenufer bei Neuendorf (Hiddensee)“
Mischtechnik auf Papier
25 x 30 cm
um 1925
signiert u. l. „KL“
Preis auf Anfrage

Literatur/Abbildung:

„Ein Rucksack voller Farben” – Frauen und die Freiluftmalerei;
Museum Moderner Kunst Wörlen – Passau; S. 93; [2014]

Literatur (Auswahl):

“Künstlerinnen der Moderne – Magda Langenstraß-Uhlig und ihre Zeit”
Jutta Götzmann (Hg.), Anna Havemann (Hg.), Potsdam-Museum, 2015

„Von der Lietzenburg zur Groot Partie – Architektur auf Hiddensee“
Untertitel: Zwölf Baudenkmale und ihre Geschichte Verlag: Magas, Marion; (April 2016), ISBN: 978-3-00-52547-6, Seite 99.

„Ein Rucksack voller Farben” – Künstlerinnen und die Freiluftmalerei
Museum Moderner Kunst Wörlen – Passau; Dr. Gabler / Degenaar

Wie sich die Malweiber die Ostseeküste eroberten
Marion Magas, Eigenverlag 2008, ISBN 978-3-00023779-9

Künstler auf Hiddensee
Marion Magas, Eigenverlag 2008, ISBN : 978-3-00-030737-9

Hiddensee. Die besondere Insel für Künstler
Ruth Negendanck, edition fischerhuder kunstbuch, Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 2005, ISBN 3-88132-288-4

Die Malweiber. Unerschrockene Künstlerinnen um 1900
Behling, Katja / Manigold, Anke; München: Elisabeth Sandmann Verlag GmbH, 2009, ISBN 978-3-938045-37-4

Künstlerkarte Hiddensee
Verlag JENA 1800, ISBN 3-931911-22-5

Malerinnen im 20. Jahrhundert. Bildkunst der „verschollenen Generation
Ingrid von der Dollen, München 2000

Im Widerstand gegen die Zeit. Zur Bildkunst im 20. Jahrhundert. Malerbriefe an Rainer Zimmermann
Ingrid von der Dollen (Hrsg.), München/Berlin 2001

Museum Expressiver Realismus. Ein Rückblick
Ingrid von der Dollen, Stuttgart 2006

Die Stiftung Expressiver Realismus im Marburger Universitätsmuseum
Jürgen Wittstock, Marburg 2000

Die Sammlung Hierling. Expressiver Realismus
Ingrid von der Dollen/Rainer Zimmermann, Schweinfurt 2009, ISBN 978-3-936042-49-8

Formen der Landschaft – Käthe Loewenthal
Edith Neumann, Künstlerinnen in Württemberg, Stuttgart 1999, Bd.1, S.172-191

Verwehte Spuren
Hein, Christiane; Sendung auf 3SAT am 23.12.1996.

Käthe Loewenthal. Ein Erinnerungsbuch
Leuchs, Ingeborg: Verlag der Neuen Münchner Galerie, Dr. Richard Hiepe. München 1985

Käthe Loewenthal. 1877 – 1942. Aus dem graphischen Werk
Verlag der Neuen Münchner Galerie, Dr. Richard Hiepe. München 1989

Schwäbisches Künstlerlexikon
Nagel Gert K.: Verlag Kunst und Antiquitäten. München 1986

Vortrag zur Ausstellung „Käthe Loewenthal 1878-1942“
GEDOK-Galerie Stuttgart. Neumann, Edith: Unveröffentlichtes Manuskript Stuttgart 1998

Wider das verkochte und verbügelte Leben
Riepl-Schmidt, Maja:Stuttgart (Silberburg) 1990

Unter der Kuppel aus Licht
Schröder, Jörg: Hiddensee-Verlag – das blaue Blatt. Kloster/Hiddensee 1994

Video (Auswahl):

Verwehte Spuren – Schicksal der Malerin Käthe Loewenthal (1996)

Die jüdische Malerin Käthe Loewenthal hat ihr Handwerk bei Ferdinand Hodler gelernt. Bern, München, Paris, Stuttgart sind ihre Lebensstationen. Sie engagiert sich in der „Frauensache“ und lebt seit 1913 mit ihrer Gefährtin Erna Raabe zusammen. Jeden Sommer malt sie auf Hiddensee. 1937 erhält sie Malverbot und Inselverbot. 1942 wird Käthe Loewenthal von Stuttgart nach Lubin deportiert und dort ermordet.
Geblieben sind weniger als dreihundert Bilder, viele davon Pastells von wunderbarer Farbigkeit, manche gemalt auf Hiddensee. Geblieben ist die tragische Geschichte eines jüdischen „Malweibs“.

Quelle: Wikipedia;
Foto-/Videomaterial: „Verwehte Spuren – Schicksal der Malerin Käthe Loewenthal (1996)“; https://youtu.be/UJ_zwefbcqA


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